Multi-Container-Anwendungen benötigen nicht automatisch einen Orchestrator. Die verbreitete Annahme, dass komplexe Systeme zwingend Kubernetes, Nomad oder Swarm erfordern, beruht weniger auf technischen Notwendigkeiten als auf organisatorischen Gewohnheiten. Viele produktionsnahe Anwendungslandschaften bestehen aus wenigen, aber klar voneinander abgegrenzten Services, die auf einem einzelnen Host oder einer überschaubaren Servergruppe betrieben werden können. Podman bietet dafür ein präzises Werkzeugset, das Multi-Container-Systeme stabil, strukturiert und ohne zusätzliche Plattform betreibbar macht.
Multi-Container ohne Orchestrierung bedeutet nicht, dass man auf Patterns wie Sidecars, Pods, Healthchecks oder deklarative Deployment-Modelle verzichten muss. Es bedeutet lediglich, dass:
Die grundlegenden Bausteine — Container, Volumes, Netzwerke, Pods — bleiben bestehen. Sie werden jedoch lokal, deterministisch und direkt vom Host gesteuert. Gerade in Bereichen, in denen Single-Host-Betrieb realistisch oder sogar wünschenswert ist, entsteht dadurch eine elegante und reduzierte Architektur.
Es gibt eine Vielzahl praxisrelevanter Szenarien, die von einer orchestratorlosen Architektur profitieren:
Der gemeinsame Nenner: Die Struktur ist komplexer als ein einzelner Container, aber nicht dynamisch genug, um eine vollständige Orchestrierung zu rechtfertigen.
Mit Podman entsteht Multi-Container-Komposition über Pods — nicht über ein clusterweites Scheduling, sondern über geteilte Namespaces. Das ist mehr als eine Gruppierung, es ist ein Laufzeitmodell:
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Innerhalb eines Pods kommunizieren Container über localhost, teilen IPC und können optional PID-Sharing nutzen. Das reduziert Komplexität:
Der Pod wird zur „Einheit“ — ähnlich einem Kubernetes-Pod, nur ohne Cluster.
Eine Multi-Container-Architektur ohne Orchestrator verwendet klar abgegrenzte Netzwerke:
Podman-Netzwerke (Netavark) erlauben:
Beispielhafte Topologie:
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Dieses Muster bietet eine erstaunlich stabile Struktur — auch ohne Cluster.
Multi-Container ohne Orchestrator profitiert von:
Statt StorageClasses und dynamischer Provisionierung gibt es klare Mountpunkte. Das erleichtert:
Für viele Unternehmen ist diese Einfachheit ein Vorteil, nicht ein Nachteil.
Ohne Orchestrator stellt sich die Frage: Wer steuert Start, Stop, Restart? Podman bietet dafür eine starke Antwort:
podman generate systemd --new --files
Damit wird jeder Pod zum systemd-Service:
Systemd übernimmt die Rolle eines Mini-Orchestrators — nicht clusterfähig, aber absolut stabil.
Minimal, effizient, ohne interne Netzwerkkomplexität.
Eine Observability-Struktur ohne Metrics Operator oder Service Mesh.
Drei Services, ein Host, zwei Netzwerke. Schnell startbar, schnell testbar, hoch stabil.
Sicherer und einfacher als Remote-Backup-Systeme.
Podman Compose oder Quadlets ermöglichen deklaratives Deployment ähnlich wie Docker Compose oder Kubernetes, aber ohne Cluster. Die Struktur ist:
Das Deployment besteht aus Pod-Definitionen, Netzwerkdefinitionen und Volume-Zuweisungen — übersichtlich und hostnah.
Wer Container als „kleine VM-Ersatzprozesse“ begreift, denkt automatisch in Einzelcontainern. Wer Container als „Prozesse in Namespaces“ begreift, denkt automatisch in Pods.
Multi-Container ohne Orchestrierung ist letztlich eine Rückkehr zu klassischen Unix-Prinzipien:
Podman macht daraus ein modernes, OCI-konformes Modell.