Das Speichermodell containerisierter Anwendungen lässt sich grob in zwei Klassen unterteilen: Bind-Mounts und Managed Volumes (Named Volumes). Beide erfüllen denselben Zweck – Daten aus der flüchtigen Sandbox des Container-Layers zu befreien und persistent zu speichern. Aber sie tun dies mit völlig unterschiedlichen architektonischen Eigenschaften, Sicherheitsprofilen und Betriebskosten. Wer containerisierte Systeme produktionsnah betreibt, muss diese Unterschiede verstehen, denn die Wahl des falschen Speichermodells wirkt oft erst spät, dann aber massiv: in Form von Datenverlust, unkontrolliertem Wachstum, Rechtemissmatches oder unvorhergesagtem Verhalten beim Deployment.
Bind-Mounts koppeln Container direkt an das Host-Dateisystem. Managed Volumes trennen Container und Host durch einen kontrollierten Speicherbereich, der von Podman verwaltet wird.
Die Unterschiede lassen sich auf drei Achsen darstellen:

Diese Achsen bestimmen, wie Systeme sich verhalten, wenn man sie skaliert, wartet oder migriert.
Ein Bind-Mount verbindet ein Host-Verzeichnis 1:1 mit einem Pfad im Container:
podman run -v /srv/appdata:/data myapp
Für Entwickler ist das besonders attraktiv: Code auf dem Host verändern und im Container sofort nutzen.
Ein klassisches Beispiel aus der Praxis: Ein Container erzeugt Daten mit UID 1000; ein anderer Container oder der Host erwartet UID 0 oder 1001. Das führt zu „permission denied“-Fehlern, die schwer zu debuggen sind.
Bind-Mounts eignen sich besonders für:
Für Produktionsdaten sind Bind-Mounts dagegen oft eine riskante Wahl.
Managed Volumes – klassische Named Volumes – werden über Podman bereitgestellt:
podman volume create appdata
podman run -v appdata:/var/lib/app myapp
Podman erstellt dazu ein eigenes Volume-Verzeichnis im internen Storage-Backend.
Managed Volumes folgen einer strukturierten Persistenzlogik: Sie
bestehen unabhängig von Containern, sind klar adressierbar und werden
durch podman volume ls, inspect und
prune verwaltet.
Managed Volumes eignen sich besonders für:
Sie sind der „Goldstandard“ für alle Daten, die länger leben sollen als ein einzelner Container.
Der Speicherpfad unterscheidet sich je nach Modus:
/var/lib/containers/storage/volumes/<name>/
Eigenschaften:
~/.local/share/containers/storage/volumes/<name>/
Eigenschaften:
Bind-Mounts sollten niemals für untrusted Workloads verwendet werden.
Für sensible Daten sind Managed Volumes praktisch immer vorzuziehen.
Bind-Mounts sind unportabel:
Managed Volumes sind portabel:
Migrationen von Host zu Host oder zwischen Umgebungen sind mit Managed Volumes erheblich einfacher.
Bind-Mounts sind meist am schnellsten – sie umgehen overlayfs und liefern raw I/O. Managed Volumes sind schneller als writable Layer, aber leicht langsamer als Bind-Mounts.
In Benchmarks:
| Modus | I/O-Performance | Latenz | Stabilität |
|---|---|---|---|
| Bind-Mounts | sehr hoch | niedrig | abhängig vom Host |
| Managed Volumes Root | hoch | niedrig | sehr stabil |
| Managed Volumes Rootless | mittel | leicht erhöht | stabil |
| Container-Layer | niedrig | hoch | fragil |
Der Performancegewinn durch Bind-Mounts wiegt selten die strukturellen Nachteile auf – aber für Buildjobs sind sie ideal.
Bind-Mounts sind das Werkzeug für maximale Flexibilität. Managed Volumes sind das Werkzeug für maximale Stabilität.
In einer realistischen Architektur existieren beide – aber in unterschiedlich starkem Umfang. Für langlebige, produktionsnahe Systeme gewinnt fast immer das Managed Volume. Für Entwickler-Workflows und schnelle Iterationen bleibt der Bind-Mount unersetzlich.